WAZ 20.05.2019
Erstes Musikfestival „Mixtape GE“ mischt Bands und Stilrichtungen und hebt die klassischen Abgrenzungen auf. Selbst der Gospel-Chor fügt sich nahtlos ein
Uli Kolmann
Nicht zuvielversprochen haben die Macher für das erste Mixtape-Festival: „Einzigartig“. Jenny D. Madly verstärkten gleich zu Anfang die Newcomer-Gruppe „Lemon’Gnade“. FOTOS: OLAF FUHRMANN
Heßler. „Stammtische sind einfach doof“ bekräftigt Julian Rybarski auf der Bühne der Kaue, und nicht nur der Applaus gibt ihm Rückenwind, sondern vor allem das, „was Musiker viel lieber machen, als über Musik zu reden“: Musik machen. Und die über 60 Instrumentalisten und Vokalisten der elf Bands und Gruppen, die das erste „Mixtape GE“-Festival bestreiten, belegen das an zwei Abenden eindrucksvoll. Die Mischung macht den besonderen Reiz aus und zeigt, was möglich ist, wenn man seinen Horizont etwas weiter ansetzt. Oder ganz weit.
„Als die alle Samstag wach wurden, ist ‘ne richtige Lawine im Internet losgegangen“, erzählt Jenny D. Madly freudestrahlend vom ersten Abend und dem ersten Morgen danach. Zusammen mit den Songwritern Julian und Manuel Blaze hatte sie in der Gelsenkirchener Szene erfolgreich geworben. „Gelsenkirchen ist voll von Musik, von Ideen, von Musikern, solo, in Chören und in Bands, und es ist an der Zeit, diese Szene zusammenzuführen und ihr eine Bühne zu bieten und sie zu feiern.“
Ein gutes Jahr haben sie an dem Programm gearbeitet, und herausgekommen ist ein erstaunlicher Mix. „Alle haben einfach mal geguckt, was machen die anderen, wollen wir mit denen was machen und was können wir daraus machen“, erzählen Julian und Denise von Jenny D. Madly. Gut drei Stunden verspricht das Line-Up, und bei den Genres kommt erstes Staunen auf: Folk, Pop, R&B, Rap, Gospel, Soul und Heavy Metal in dichter Abfolge, und das nicht als Contest, sondern im künstlerischen Austausch.
Zum Abschreiben und Merken: Die „Eisbrecher“ hatten ihe Tangemeinde in der Kaue dabei.
Damit noch nicht genug, verraten die „Eisbrecher“ des Abends, „Lemon’Gnade“, dass sie sogar extra für ihr Mixtape neben gängigen Coverstücken eigene Songs eingespielt haben. Als besonderen Dank für die wohl jüngste Band des Festivals bekommen sie ein Poster mit allen Unterschriften, und geben zurück: „Das war mega cool hier und für uns ein großer Schritt in unserer Entwicklung. Vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr ja schon hier wieder.“
Den noch etwas größeren Schritt unternahm allerdings das Chanson-Duo Val’n’Tin gemeinsam mit „One Step To Abyss“, einer ausgewiesenen Heavy Metal-Formation. Fast poetisch leitete Sängerin Valérie Jammes über das schöne Wetter des Wochenendes zum Sonnenschein über. Und ließ es umso mehr und unvermutet krachen bei der Premiere und dem gemeinsamen „(hier kommt die) Sonne“ von Rammstein.
Den treffenden Kommentar liefert der St. Barbara-Gospel-Chor für alle: „Es war quasi absolut szenial“. Man hört sich wieder.